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Playfulness: Von der Spieletheorie zur Praxis des Spiels. Improvisation, Serious Play, Next:Org

Play it again!

Taking fun seriously.

Was haben Miles Davis, John Nash und Hillary Page gemeinsam?

Auf erstem Blick: Genauso wenig wie Jazzmusik, eine Wirtschaftstheorie und ein Spielbaustein.

Doch ausgehend von diesen drei Persönlichkeiten allein, ließe sich für die Zukunft von Führung und Organisation eine Menge erzählen.

Denn jedem von ihnen — dem Jazzmusiker und -Komponisten, dem Modellierer der Spieletheorie sowie dem Erfinder der Vorversion eines inzwischen weltberühmten Konstruktionsspiels — gelang es, einen offenen Rahmen oder eine Art Setting zu schaffen, in dem eine Fülle nicht durchgeplanter, auf einander aufbauender Handlungen zulässig sind.

 

„Hab keine Angst vor Fehlern.
Es gibt keine“.

 

Playfulness in Führung, in Theorie und in Praxis.

Fangen wir also mit der Führung an. Für viele gilt Miles Davis als Role Model guter Führung.

Aus heutiger Sicht lässt sich gerade in seiner Zusammenarbeit mit anderen Größen der Jazzmusik wie John Coltrane oder Herbie Hankock erkennen, dass er ihnen Raum öffnete: für Improvisation, Vertrauen, Teamflow, Experimentieren. Spielraum eben.

Man stelle sich die eigene Organisation als permanenter Proberaum vor, ohne Richtig und Falsch: „Hab keine Angst vor Fehlern. Es gibt keine.“

Anektotisch erinnerte Hankock, wie Dissonanzen nicht als Fehler betrachtet wurden, sondern als mögliche Grundlage für eine neue Variation.

Als hätte man plötzlich freie Hand. Etwa so, als hätte man immer nur nach vordefinierten Linien oder Schablonen ausgeführt und würde entdecken, dass man auch eine freie Linie, ein neues Motiv zeichnen kann.

 

Führungskräfte sind gefragt, eine vertrauensbasierte, offene Atmosphäre zu schaffen und Spielräume zu gewähren: und zwar nicht nur, um Potentiale auszuloten oder Menschen zu inspirieren. Sondern auch weil wir gerade in letzter Zeit merken, dass ‚alte‘ Führung nach Plan immer weniger gut funktioniert.

Dass es immer wichtiger wird, mit dem Ungewissen umgehen zu können. Improvisation und Playfulness — weder als Aktionismus noch als Dilettantismus verstanden, sondern als gekonnter Umgang mit Komplexität und Kontingenz, zählen zu wichtigen Eigenschaften, die sich eine Führungskraft zur Gestaltung der Welt von morgen zu eigen machen sollte.

 

Denn auch die Wirtschaftstheorie hat sich schon längst damit abfinden müssen, dass die Welt nicht nach Schema f funktioniert.

Statt Komplexitätsreduktion sind andere Theorien vonnöten, welche Unplanbarkeit, Chaos und Disruption mit einschließen. Gleiches gilt übrigens auch für Organisationsstrategie.

Besteller-Autor Simon Sinek bringt es auf den Punkt: Organisationen spielen eine andere Art von Spiel. Ein offenes, endloses Spiel.

Und sie müssen sich darauf einstellen, dass Regeln ständig gebrochen und neu erfunden werden.

„Eine spielerische Herangehensweise blendet die Komplexität nicht aus (…)
Spiele helfen dabei, Möglichkeitsräume aufzumachen, in denen wir unterschiedliche Szenarien durchspielen und uns ausprobieren können“

(aus dem new work glossar; newworkglossar.de)

 

 

 

 

 

 

 

 

(Aus unserem Lehrgang GesellschafterKompetenz:
Lego Serious Play)

Handlungs- und Lernexperimente: Systemische Aufstellung, Lego Serious Play & Next: Org | Learning Lab

Gerade in solchen Zeiten ist es für viele Organisationen (überlebens)wichtig, Experimentier- und Proberäume zu eröffnen.

Das Spiel eignet sich besonders, um aus einem Zustand des Nicht-Wissens und Nicht-Kennens heraus andere, gemeinsame Lösungswege auszuprobieren.

Aber im Laufe des Spiels werden Dynamiken und Prozesse erleb- und erkennbar.

Kein Wunder also, dass ernst gemeinte, Spiel-basierte Methoden in der Organisationswelt längst Einzug gefunden haben.

Zu nennen wären insbesondere systemische Aufstellungen.

Auch die Lego Serious Play ist aus mancher Organisationsberatung nicht mehr weg zu denken.

 

‚Next Level‘: Kollektives Experimentieren in Parallelwelten

Im Hinblick auf Organisationszukunft streben einige bereits das ‚Next level‚ an:

Die Parallelwelt Minecraft kann als eine partizipativ angelegte Erweiterung des Lego-Prinzips im virtuellen 3-D-Raum betrachtet werden.

Deshalb bietet diese Plattform neue Möglichkeiten für Innovation in Organisationen:

Das Wiener Büro für innovatives Orgsanisationsdesign und Strategie Dwarfs and Giants hat eigens hierfür eine Methode entwickelt.

„In immer mehr Unternehmen wird es den Menschen klar, dass sie neue Formen der Zusammenarbeit entwickeln müssen“, sagt Dr. Gerald Mitterer, Mitgründer von Dwarfs and Giants.

„Die Frage ist nur, WIE? Bis jetzt haben Unternehmen kaum glaubwürdige Erfahrungsmöglichkeiten, um so weitreichende Entscheidungen zu treffen, sich von alten Organisationsstrukturen, Entscheidungsprozessen, Kommunikationsformen und kulturellen Mustern zu lösen.

In der Folge wird zwar überall über NEW WORK geredet – aber echte Veränderungen kommen nicht in die Wirklichkeit.“

 

„In immer mehr Unternehmen wird es den Menschen klar,
dass sie neue Formen der Zusammenarbeit entwickeln müssen“

 

Doch ungeachtet der Methode und der Möglichkeiten: Vom homo ludens (nach Johan Huizinga) hin zum heutigen Gamification-Trend scheint es, als hätten

Organisationen wie Führungskräfte noch eine Menge zu lernen und zu experimentieren — übers und durchs Spiel.

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Zum Thema passende Bildungsangebote.

Systemische Aufstellung – Werkstatt für systemische Lösungen
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