Laura Schmidt und Sebastian Benkhofer vom Professional Campus trafen Univ.-Prof. Dr. Thomas Clauß, Lehrstuhlinhaber des WIFU-Stiftungslehrstuhls für Corporate Entrepreneurship und Digitalisierung in Familienunternehmen an der Fakultät für Wirtschaft und Gesellschaft der Universität Witten/Herdecke.
Prof. Dr. Thomas Clauß ist außerdem Dozent für das Modul Corporate Entrepreneurship im Witten MBA.
Lieber Thomas, woran arbeitest Du gerade?
TC: Wie immer an zu vielen Dingen gleichzeitig. Aber Spaß beiseite. Ich arbeite an einer Reihe von Forschungsprojekten mit dem Ziel, die Digitalisierung und Technologieimplementierung in Familienunternehmen besser zu verstehen. Wir haben in diesem Jahr eine umfangreiche Studie zum Stand der Digitalisierung unter mehr als 500 deutschen mittelständischen Unternehmen abgeschlossen. Diese zeigt leider deutlich, dass Familienunternehmen in puncto Digitalisierung noch hinterherhängen. Diese Erkenntnis zeigt, wie wichtig die uns selbst gestellte Aufgabe ist, die Gründe für diesen Rückstand aufzudecken und Familienunternehmer:innen mit geeigneten Maßnahmen und Prozessen auszustatten, um diese Lücke zu schließen. Die Perspektiven sind dabei relativ breit gefächert. Wir haben konkret Projekte zur digitalen Reife der Unternehmerfamilie und zum Umgang mit Cyber Security in Familienunternehmen. In einigen Projekten nehmen wir auch eine verhaltenswissenschaftliche Perspektive ein, um besser zu verstehen, wie individuelle Entscheider:innen Technologien subjektiv wahrnehmen.
Neben meiner Forschung bin ich natürlich daran interessiert, dass wir unsere Erkenntnisse in der Lehre auch an unsere Studierenden weitergeben. In diesem Bereich verantworte ich gerade die Akkreditierung unseres neuen, super spannenden Studiengangs Social Data Science. Dieser Studiengang verfolgt das Ziel, zukünftige Entscheider:innen auszubilden, die sowohl über ein solides technisches Verständnis im Bereich Data Science verfügen als auch gesellschaftliche und wirtschaftliche Fragestellungen verstehen zu können.
Du bist Dozent im Modul Corporate Entrepreneurship beim Witten MBA. Kannst Du kurz darstellen, worum es dort geht?
TC: Bei Corporate Entrepreneurship geht es um die Schaffung von Bedingungen zur Förderung neuer Geschäftsideen und der Umsetzung dieser in etablierten Organisationen, anstelle des klassischen Entrepreneurships in Startups. Im Gegensatz zu der Entwicklung und Gründung von Start-ups stehen wir in diesem Bereich vor besonderen Herausforderungen. Während Start-ups mit einem weißen Blatt Papier und einer Idee starten und gezielt für die Umsetzung dieser Ressourcen beschaffen und eine Organisation aufbauen, sind Ressourcen und Strukturen in bestehenden Unternehmen bereits etabliert und stehen oft im Konflikt mit neuen Ideen und mit Gründergeist.
Wir beantworten dabei Fragen wie:
– Warum müssen sich Unternehmen in turbulenten Zeiten permanent wandeln und neu erfinden – und warum ist das aktuell wichtiger denn je?
– Wie können Unternehmen eine unternehmerische Orientierung unter den Mitarbeitenden verankern, so dass diese zu Entrepreneuren in der Organisation werden?
– Welche konkrete Maßnahmen und Tools des sog. Corporate Venturing können Manager umsetzen?
– Was sind Geschäftsmodelle und wie können diese kreativ und innovativ weiterentwickelt werden?
Was heisst für Dich Zukunft gestalten?
TC: Wir befinden uns in Zeiten, in denen unglaublich viel in sehr kurzer Zeit passiert. Die durchschnittliche Lebensspanne von Unternehmen ist zuletzt immer weiter zurückgegangen und gleichzeitig ist die Geschwindigkeit, in der ein Start-up zum Unicorn werden kann so schnell wie nie. Vieles von dem, was wir erleben, wird von dem rasanten Fortschritt in der Entwicklung von Informations- und Kommunikationstechnologien sowie weiterer digitaler Technologien determiniert. Das schafft für Unternehmen enorme Chancen, aber auch große Risiken. Parallel dazu stehen wir als Gesellschaft vor der enormen Herausforderung, dem Klimawandel effektiv zu begegnen. Auch damit müssen Unternehmen umgehen und Ihren Beitrag leisten. Im besten Fall lassen sich die Potenziale digitaler Technologien gleichzeitig auch zur Steigerung der Nachhaltigkeit nutzen.
Welchen Beitrag leistest Du als Zukunftsgestalter – und welche Skills brauchen angehende Führungskräfte?
Zum einen gestalte ich die Zukunft mit meiner Forschung. Ich habe in meinem Job den Luxus, dass ich immer den Fragestellungen nachgehen kann, die ich aktuell für spannend und relevant halte. In dem oben genannten Kontext gibt es noch unglaublich viele relevante Fragestellungen zu beantworten und diese in Handlungsleitlinien und Tools für Entscheider in Unternehmen zu übersetzen.
Zum anderen kann ich die Zukunft in meiner Rolle als Dozent mitgestalten. Für die neue Generation von Arbeitskräften gehören oben genannte Veränderungen bereits zum Alltag. Das bedeutet auch, dass neue Kompetenzen und Skills erforderlich sind. Unsere Absolventen müssen über Digital- und Innovationskompetenzen verfügen, müssen gesellschaftlichen Weitblick und Verantwortungsbewusstsein haben und müssen nicht zuletzt flexibel und agil in der Arbeits- und Projektgestaltung sein. Ich freue mich darüber, mit meinem Wissen einen kleinen Beitrag zur Entwicklung dieser individuellen Profile leisten zu können.