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Auf einen Kaffee mit... Anne Heider

Wir trafen Dr. Anne Heider vom Wittener Institut für Familienunternehmen der Universität Witten/Herdecke (WIFU).

 

Liebe Anne, woran arbeitest Du gerade?

AH: Neben beispielsweise Investitionen in Forschung und Entwicklung oder auch in Kooperationsbeziehungen gibt es in Familienunternehmen einige Besonderheiten bezüglich eines Innovationsprozesses zu beachten. So hat alleine die Existenz der Eigentümerfamilie einen großen Einfluss auf die Innovationsaktivitäten im Unternehmen. Hier schaue ich mir an, was genau der familiäre Einfluss ist. Es gibt noch wenig Forschung über das sogenannte Family Capital. Die Forschung zeigt, dass es den familiären Einfluss gibt. Aber wie genau lässt sich dieser beschreiben? Um eines meiner Lieblingsthemen und -projekte zu nennen … Familienunternehmen unterliegen spezifischen Ressourcen. In der Fachliteratur sprechen wir hier von einem ganz spezifischem Humankapital, welches Familienunternehmen aufbauen und welches sich zum Beispiel in langfristigen Mitarbeiterbeziehungen äußert. Auch zeichnen sie sich durch ein spezifisches Sozialkapital aus, welches die langjährigen Beziehungen zu Kunden, Lieferanten und auch innerhalb der Branche meint. Familienunternehmen zeichnen sich darüber hinaus durch ihr einzigartiges geduldiges Finanzkapital aus, das – in erster Linie ihre Quellen für externes Finanzkapital einschränken kann, da sie es vermeiden, Eigenkapital mit Nicht-Familienmitgliedern zu teilen. Aufgrund ihres einzigartigen geduldigen Kapitals sind Familienunternehmen aber auch von dem Druck zu kurzfristigen Rückflüssen im Innovationsmanagement befreit, der Nicht-Familienunternehmen in der Regel von externen Investoren und Kapitalmärkten auferlegt wird. Dies ist besonders vorteilhaft für Innovationsprojekte im Bereich des Managements, bei denen es in der Regel lange dauert  manchmal sogar Jahre oder Jahrzehnte , bis sie angesichts der Risiken und der Verzögerungen bei der Umsatzgenerierung greifbare Erträge erbringen. Von all diesen Faktoren profitieren Familienunternehmen; daraus resultiert eine meiner aktuellen Forschungsfragen, nämlich: Welche dieser genannten Ressourcen führen in welcher Kombination zu Family Capital.

 

Du bist Spezialistin für Innovation im Familienunternehmen. Wie gelingt Transformation und Innovation in solchen Strukturen? Welche Rolle spielt die jüngere Generation, insbesondere der/die Nachfolger/in, im Hinblick auf Innovation und Technologie?

AH: Die nachfolgende Generation eines Familienunternehmens, die NextGen, sehe ich als einen wesentlichen Treiber von Innovation. Mit einer offenen, digitalitätsaffinen Einstellung kann die NextGen auch im Rahmen eines Nachfolgeprozesses genutzt werden, um Innovationsprozesse anzustoßen. Eine andere, junge und häufig zunächst irritierende Perspektive ist dabei ganz entscheidend für das Anstoßen eines Innovationsprozesses. Häufig verfolgen insbesondere langjährige Familienunternehmen gewisse Traditionen, die sich jahrelang auch bewährt haben. Allerdings kann hier frischer Wind durch die NextGen auch die Augen öffnen für potentielle Veränderungen auf dem Markt. Hier hat sich gezeigt, dass insbesondere der Austausch zwischen den verschiedenen Generationen in einer Unternehmerfamilie sich als sehr befruchtend erwiesen hat.

 

 

Dr. Anne Katarina Heider
Dr. Anne Katarina Heider, WIFU Institut an der Universität Witten/Herdecke

Was heißt für Dich Zukunft gestalten  insbesondere in Bezug auf Innovation  & Technologie und/ oder im Zusammenhang mit Familienunternehmen?

AH: Zukunft gestalten heißt für mich offener und flexibler zu werden – und zwar auf Individual- und Organisationsebene. Wir alle wissen aus Lehrbüchern wie wichtig die Rahmenbedingungen und flache Hierarchien in Bezug auf Innovationserfolg und damit Wachstum sind. Zukunft heißt für mich auf Organisationsebene ein innovationsförderliches Klima zu schaffen, das es den Mitgliedern einer Organisation ermöglicht, kreativ zu sein. Wir müssen Räume und Möglichkeiten zum Denken und Reflektieren beispielsweise über unser Geschäftsmodell haben. Was ist überhaupt unser Geschäftsmodell? Passt dieses noch zum Markt? Können hier einzelne Stellschrauben verändert werden? Wie können wir einzelne Dimensionen unseres Geschäftsmodells weiterentwickeln oder mit anderen Dingen kombinieren?

 

Du bist Dozierende im Modul Innovation & Technologie des neuen Witten MBA. Worum geht es genau, was lernen die Studierenden dort? Was möchtest Du an Führungskräfte mitgeben, die sich für Innovation einsetzen möchten?

AH: Innovation fängt im Kopf an. Wie gelingt es mir, offen zu sein für ein bestimmtes Thema? In meinem Modul geht es neben dem Erlernen von grundlegenden Modellen und Tools, oder Kreativitätstechniken auch darum zu verstehen, dass Innovation eine Haltungsfrage sein kann. Auch wenn man sich nicht selbst für sonderlich kreativ einschätzt geht es darum, Experimentierfreude zu erwecken. Denn Innovation kann auch schon mit dem Einsatz von Kreativitätstechniken beginnen – und dadurch mit einem stärkeren Bewusstsein für Veränderungen.

 

 

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