Magazin

Rosa Rausch, Geschäftsleiterin einer Agentur für nachhaltige Kommunikation – und Studentin im Witten MBA

'Unternehmen werden sich vor dem Hintergrund planetarer Grenzen fragen müssen, ob die Dinge, die sie Die Welt setzen, einen gesellschaftlichen Mehrwert bieten."

Ein Tag im Leben von…

Rosa Rausch, Geschäftsleiterin einer Agentur für nachhaltige Kommunikation – und Studentin im Witten MBA

 

Liebe Rosa, was bewegt Dich gerade?
Ich bin ein Bewegungsmensch und unglaublich gerne in der Natur unterwegs. Diese Liebe dafür, draußen unterwegs zu sein, habe ich versucht an meine Kinder weiterzugeben. Was mich in diesem Jahr bewegt: Offenbar ist die Vermittlung gelungen. Inzwischen nehmen mich meine Kinder mit, nicht mehr umgekehrt. Mit meiner ältesten Tochter laufe ich in diesem Jahr durch Kerry in Irland, mit der Zweitältesten habe ich angefangen Mehrseillängen zu klettern und mit dem Jüngsten war ich gerade für einige Tage auf einer Klettersteigtour in den Dolomiten unterwegs.

 

Du bringst langjährige Berufserfahrung mit. Was heisst „gute“ Arbeit für Dich?
Ich bringe einen facettenreichen Hintergrund aus über 20 Jahren Berufserfahrung an der Schnittstelle zwischen Politik, Wissenschaft und Kommunikation von ökologischen und sozialen Themen der Nachhaltigkeit mit.

Seit dem Jahr 2015 verantworte ich den Aufbau des Berliner Büros der tippingpoints GmbH. Seit dem Jahr 2019 bin ich dort Miteigentümerin. Die Agentur mit mittlerweile 25 Mitarbeitenden, macht PR- und Öffentlichkeitsarbeit, immer mit dem Ziel Menschen dazu zu bewegen verantwortungsvoll, sozial verträglich und klimagerecht zu handeln.

Gute Arbeit bedeutet für mich vor allem Arbeit mit Sinn. Also Arbeit, die positive Auswirkungen auf andere, die Umwelt oder die Gesellschaft als Ganze hat. Daraus beziehe ich meine persönliche Motivation. Im Hinblick auf Mitarbeitende hat gute Arbeit für mich vor allem etwas mit fordernder, aber wertschätzender Begegnung zu tun.

 

Wie gestaltet sich Dein typischer Arbeitstag, Deine typische Arbeitswoche?
Ein typischer Tag von Montag bis Mittwoch: Der Morgen startet um 6:30 Uhr mit einem starken Espresso. Um 07:00 Uhr treffen meine drei Kinder, schlecht gelaunt, am gedeckten Frühstückstisch ein, wo bereits der lokale Berliner Radiosender radioeins läuft. Um 7:20 Uhr erklärt dort Nikolas Liefen die Wirtschaftsnews des Tages und direkt danach, um 7:30 Uhr schwinge ich mich aufs Rad und fahre 12km von Berlin-Pankow nach Kreuzberg ins Büro. Um 18 Uhr geht es an zwei Tagen in der Woche in die Kletterhalle. Gegen 21 Uhr gibt es dann ein gemeinsames Abendessen mit drei bis fünf Familienmitgliedern, je nachdem wer alles zu Hause ist. Donnerstags arbeite ich im Homeoffice.

Den Freitag habe ich mir für den MBA geblockt.

 

Wie kamst Du auf den Witten MBA? Was hat Dich dazu bewegt, was nimmst Du für den Beruf mit?

 Mich hat die praxisnahe Anwendung und die Philosophie des Witten MBA begeistert. Wirtschaftliches Handeln und soziale und ökologische Nachhaltigkeit stellen hier keinen Widerspruch dar und werden gleichwertig betrachtet. Mir hat auch das hybride Modell gut gefallen, bei dem in Selbstlern- und Präsenzphasen gelehrt und gelernt wird.

Außerdem fand ich es spannend, mich mit Menschen aus unterschiedlichen Branchen, mit unterschiedlichen Meinungen und in unterschiedlichen Lebensphasen auszutauschen.

Die Erwartungen haben sich bislang voll erfüllt. Aus jedem Modul nehme ich Inhalte mit, die ich sofort in meinem Unternehmen umsetzen und anwenden kann – von der Strategieentwicklung bis zum Personalgespräch. Neben den Professor:innen sind meine Kommilitoninnen und Kommilitonen dabei Quelle der Inspiration und eine große Bereicherung!

 

Wie fügt sich das MBA-Studium praktisch in den Berufsalltag ein?
Für mich hat es sich bewährt, meine Stundenzahl zu reduzieren und einen Tag in der Woche für das Studium zu reservieren. Häufig nutze ich auch Zugfahrten, um Texte zu lesen oder Hausarbeiten zu schreiben. Vieles von dem, was ich lerne, lässt sich direkt übertragen, insofern fügt sich das Studium ganz natürlich in meinen Alltag ein.

 

Was sind Deine nächsten Pläne? Wo siehst Du Handlungsbedarf oder Potential zur Mitgestaltung und zur Veränderung unserer Gesellschaft & unserer Wirtschaft? Was sind die Herausforderungen unserer Zeit, bei denen Du mitwirken möchtest?

Mich treibt vor allem die Klimakrise um, und unser bisheriges Unvermögen als Gesellschaft adäquat darauf zu reagieren. Gleichzeitig sehe ich hier riesige Potenziale, wenn wir Verhaltensänderung und Technologie zusammen denken und uns nicht ideologisch entlang von Parteigrenzen bewegen. Verhaltensänderung wird ein wichtiger Baustein sein, um der Klimakrise zu begegnen, das wird im konservativen und liberalen Umfeld bislang vernachlässigt. Hier kann Jeder und Jede sofort bei sich selbst anfangen. Es gibt aber auch technologische Lösungen, beispielsweise zur CO2-Entnahme aus der Luft (Carbon Dioxide Removal), die immer besser werden und von der Umweltszene in Deutschland kritisch betrachtet werden. Beides ist wichtig! Mein Anliegen ist es, daran mitzuarbeiten beide Seiten zusammenzudenken und zusammenzubringen. Bislang mache ich das über Kommunikationsangebote für die öffentliche Hand. In Zukunft möchte ich noch stärker für Unternehmen tätig werden.

 

Eine letzte Frage: Was heisst für Dich Zukunft gestalten?

In der betriebswirtschaftlichen Denkweise wird die höchstmögliche betriebliche Wertschöpfung, also der bestmögliche finanzielle Gewinn als Ziel allen Handelns angestrebt.

Dahinter steht das Leitmotiv des ökonomischen Wohlstandes, das lange Zeit sehr gut für uns funktioniert hat: Wachstum bedeutet Wohlstand, mehr Wohlstand bedeutet höhere Lebensqualität und der Wohlstand des Einzelnen mehrt automatisch den Wohlstand aller. Das Problem der externen Ressourcen wird in dieser Sichtweise jedoch ausgeklammert.

Ich finde, dass Unternehmerinnen und Unternehmer sich vor dem Hintergrund planetarer Grenzen in Zukunft auch fragen müssen, ob die Dinge, die sie produzieren und in die Welt setzen, einen gesellschaftlichen Mehrwert bieten.

Diese Betrachtungsweise stellt den Handabdruck statt dem Fußabdruck eines Unternehmens in den Mittelpunkt und setzt gleichzeitig auf eine nachhaltige Wachstumsstrategie. Während der CO2-Fußabdruck die negativen Auswirkungen eines Unternehmens auf die Umwelt und die Gesellschaft widerspiegelt, bezieht sich der Handabdruck auf die positiven Beiträge, die ein Unternehmen leisten kann. Der Handabdruck umfasst alle Maßnahmen und Initiativen, die darauf abzielen, einen nachhaltigen und sozialen Mehrwert zu schaffen. Dazu gehören beispielsweise umweltfreundliche Produktinnovationen, soziales Engagement, gemeinnützige Partnerschaften und aktive Beteiligung an Umweltschutzprojekten. Aber auch die bereits bestehende Geschäftstätigkeit trägt zum Handabdruck bei, wenn sie positive Beiträge zur Gesellschaft liefert. Indem Unternehmen ihren Handabdruck vergrößern, üben sie einen positiven Einfluss auf Gesellschaft und Umwelt aus und fördern nachhaltige Veränderungen. Wird dieses Vergrößern des Handabdruckes Teil des Unternehmenszwecks, dann kann man von einer Sustainable Corporate Identity sprechen.

Kurz: Zukunft zu gestalten, bedeutet für mich, den persönlichen und unternehmerischen Handabdruck zu vergrößern. Also Wege zu finden, um als Einzelperson und in Unternehmen, nicht nur in der Politik, Antworten auf die zentralen Fragen in unserer Gesellschaft zu liefern.

Vielen Dank für dieses Gespräch!

Magazin

Zum Thema passende Bildungsangebote.

01.10.2024
Witten MBA – Leadership & Management
06.09.2024
Gesellschafter:innen Kompetenz
Magazin