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Aktive Eigentümer-
schaft in Unternehmer
familien - Ein Interview zum Buch

Interview mit Dr. Anne Heider und Prof. Dr. Tom Rüsen.

Dr. Anne Katarina Heider

Dr. Anne K. Heider ist Co-Direktorin des WIFU und Habilitandin am Lehrstuhl für Management von Familienunternehmen. Ihr zentrales Forschungsfeld ist die Frage, was Unternehmen innovationsfähig macht.

Prof. Dr. Tom A. Rüsen

Prof. Dr. Tom A. Rüsen ist Geschäftsführender Direktor des Wittener Institutes für Familienunternehmen (WIFU) der Privaten Universität Witten/Herdecke und leitet das Programm Gesellschafterkompetenz. Im Rahmen seiner Coaching- und Beratungstätigkeit für Unternehmerfamilien begleitet er Nachfolgeprozesse, Konflikt- und Krisensituationen, die Entwicklung von Familienstrategien sowie familieninterne (Selbst-) Managementsysteme.

Wir haben nachgefragt.

Was hat euch zu eurem Buch motiviert?

Wir beschäftigen uns am WIFU seit mehreren Jahren mit dem Thema eines gezielten Aufbaus von Gesellschafterkompetenz. Im Rahmen unserer Weiterbildungsaktivitäten haben wir gemerkt, dass es kein solides „Lehrbuch für Unternehmerfamilien“ gibt. Als dann die Anfrage vom ESV Verlag für ein Buch in diese Richtung gab, war es für uns klar, dass wir dieses Buch etablieren sollten.

Was bedeutet eigentlich Gesellschafterkompetenzentwicklung?

Im Kern geht es hier um zwei Dinge: um das Können und Wollen der Mitglieder einer Unternehmerfamilie. „Können“ bedeutet in diesem Zusammenhang die Aneignung von Wissen und Routinen. Wissen kann im Rahmen von Schulungen und durch die eigenständige Erarbeitung von Konzepten und Theoriemodellen entstehen. Routinen hingegen sind regelmäßige Auseinandersetzungen mit den typischen Fragestellungen, die in Bezug auf den Zusammenhalt der Familie und die strategische Steuerung und Führung des Familienunternehmens zentral sind. Neben eigenen praktischen Erfahrungen ist es zielführend, sich die Ansätze und gelebten Praktiken anderer Unternehmerfamilien anzuschauen. Dies ist der konzeptionelle Teil von Gesellschafterkompetenz. Beim „Wollen“ hingegen kommt es auf die innere Bereitschaft an, sich das notwendige Wissen anzueignen, weiterzuentwickeln und private Zeit für Etablierung des Fähigkeiten- und Fertigkeitenbündels zu investieren.

Warum ist das Thema Gesellschafterkompetenz so wichtig für Unternehmerfamilien?

Wir beobachten zunehmend eine Veränderung des Mentalen Modells in Unternehmerfamilien. War bis vor kurzem vor allem die operative Mitarbeit von Familienmitgliedern im eigenen Familienunternehmen typisch, so findet vermehrt ein Wandel statt.Wir beobachten die Zunahme großzahliger Gesellschafterkreise bestehend aus Familienangehörigen, die sich eher auf ihre Eigentümerfunktion beschränken. Um diese sinnvoll ausüben zu können ist eine gezielte Aus- und Weiterbildung notwendig.

 

Welche Kompetenzen und Fähigkeiten braucht ein Gesellschafter?

Aufbauend auf den drei Systemen Unternehmen, Familie und Eigentum gilt es, zunächst die Funktionsmechanismen und Paradoxien innerhalb des Unternehmens zu verstehen. Um als Gesellschafter eine Bewertung der im Unternehmen getroffenen Maßnahmen vorzunehmen, werden grundlegende Kenntnisse über betriebswirtschaftliche, volkswirtschaftliche, soziologische und rechtliche Fragestellungen vorausgesetzt. Mit unserem Lehrbuch tragen wir zum Kompetenzaufbau und zur Entwicklung von Zukunftsfähigkeit in Unternehmerfamilien bei.

Buch Familienunternehmen

Wie funktioniert die Umsetzung in der Praxis?

Gesellschafterkompetenz ist mehr als das Beherrschen von theoretischen Modellen und Konzepten. Unsere vier integrierten Fallstudien zeigen, dass in der Praxis das Thema Gesellschafterkompetenz unterschiedlich gelebt und ausgestaltet wird. In den Beispielen werden etablierte Programme und Konzepte zur Gesellschafterkompetenz dargestellt. Es wird verdeutlicht, dass die gelebten Prozesse und Aktivitäten in Unternehmerfamilien in Abhängigkeit der familienstrategischen Perspektive stark voneinander abweichen.

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06.09.2024
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